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Es galt nun, mehr von diesem in alle Himmelsrichtungen sich weit ausstreckenden Land zu sehen. Mehr als vielleicht nötig hatte ich von der Hauptstadt bereits gesehen, sie nachts und tags über durchlaufen, endlose Schleifen gedreht auf staubigen Bürgersteigen, mit Schuhhändlern auf Straßenmärkten gefeilscht, die Berger im Rücken.
Mein Plan war, irgendeinen Bus Richtung Süden zu erwischen und von dort so dicht wie möglich, michden Sanddünen der Gobiwüste zu nähern. Erde, Wasser, Luft - wie schmeckt und riecht die Wüste. Es sollte meine erste sein, in die ich je gegangen bin.
Am Tag vor meinem Aufbruch ging ich noch einmal auf den Black Market Ulaan Baators. Im Getümmel und Geschrei der Händler und Käufer, Diebe und Feilscher tanzte ich mich hindurch zu einem Plastikplanenverkäufer, zahlte für ein paar meter Plane, die ich später in meinem Dormitoryzimmer für einen Biwaksack zurechtschneidern würde und drängte mich wieder zurück, vorbei an sich prügelnden Horden, gezückter Messer, ein Mann mit aufgeschlitzter Kehle, noch unter Schock ruhig grinsend herumstehend, Polizei und mehr Gedrängel - willkommen zum Schwarzmarkt von Ulaan Baator.
Um sieben morgens mir die neugekauften und um viele Nummern zu kleinen Chinaware Converse angeschnürrt und aus dem Hostel gespurtet. Ein Stadtbus sollte mich zum Busbahnhof östlich der Stadt bringen. Wo aussteigen? auch der Busfahrer konnte nicht weiterhelfen. Also irgendwo ausgestiegen, zu Fuss weiter, endlich am Bahnhof angelangt. In fünf Minuten sollte mein Bus gehen, aber welcher? Durchgefragt und endlich gefunden, erstmal ohne Ticket rein, gezahlt wird auf der Fahrt.
Ein kleiner, Uraltbus mit mit extraharten PP-Schalensitzen hatte es sich zu Herzen genommen, mir diese 13 Stunden Fahrt besonders angenehm zu machen.
Es ging raus aus der Stadt, auf der Südstraße Richtung China, kaum 20 minuten später wurde Asphalt mit herrlich goldigen Staubstraßen getauscht, die dann bald in duzende Fahrrillen im Sand übergingen, gestreut auf einer Breite von mehreren hunderten Metern, sich durch die weiten Steppen schlängelnd wie ausgedörrte Flussbette. Was auf Landkarten noch wie eine ehrlich gemeinte, als Straße zu bezeichnende Nord-Süd-Route des Landes aussah, entpuppte sich als nicht viel mehr als ein par Spuren im hügeligen Sand, die einem die komplette Fahrzeit über unermüdlich durchschütteln vermochten; Schreie aus der letzten Sitzreihe bei jedem besonders tiefem Schlagloch. Warum? - ich sollte es noch auf der Rückfahrt erfahren.
Während der Fahrt erhob sich der Busfahrer weckte seinen Nachbarn und setzte sich zu den anderen Fahrgästen in die Mitte, laut zu aller Belustigung Witze erzählend, während der Bus Fahrerlos geradewegs weiterpreschte, bis der Co-Fahrer aus seinem Schlaf erwachte und sich ans Steuer setzte.
Die kühle Nacht rückte näher, erst wurde alles rot, dann tiefblau, dann schwarz, bis nach knapp 14 Stunden wir uns ein paar Lichtern in der weiten Ebene näherten.
Ankunft Dalandzadgad, der winzigen Hauptstadt Gobi's. Im tiefen Schwarz der Nacht, lief ich von rotem Hotelneonlicht zu Neonlicht, bis ich zweimal durch den gesamten Ort gelaufen war, verließ letztendlich die Stadt erneut und schlug mein Lager ein paar Kilometer entfernt in der Steppe auf.
Ich erwachte im staubigem Sand der Steppe, packte meine Sachen und ging zurück zur Stadt.
Den Vormittag und Mittag verbrachte ich damit, eine Mitfahrgelegenheit auf dem Marktplatz zu erwischen, von wo alle 'Mashinos' (ausgediente Sovietversorgungsbusse) in umliegende Gebiete fuhren, aber keiner in die Richtung, in die ich wollte.
Ein wenig Wasser und Brot eingekauft, ging ich zu Fuß los, verließ die Stadt im Südosten, darauf hoffend, von jemanden Richtung Bayandalai über die Berge mitgenommen zu werden, um dann weiter in die Dünen von Gurvan Saikhan zu gelangen...
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Keine Stunde war ich gelaufen und schon tuckerte ein motorad auf mich zu und hielt neben mir an. fuer ein wenig spritgeld wuerde er mich in die berge mitnehmen, aber erst muessten wir zurueck in die stadt - tanken. Er lud mich bei sich zu hause ab und dueste weiter zur naechsten Tankstelle. ein kleiner eingezaeunter Hof mit einem Ger und einer kleinen geziegeltem Huette.
Salzigen Tee schluerfend und mit dem vielleicht 3 Jahre alten aber dafuer baerenstarken Sohn tobend wartete ich.
Er kam zurueck und es ging in die Berge. bald verliessen wir die Schotterstrasse und fuhren querbeet ueber steinige Huegel Richtung Gebirge. Aus den Huegeln wurden Bergfalten und wir fingen an, die Maschine mehr zu schieben als zu fahren. Eine Falte erklommen, setzten wir uns wieder drauf und schossen hinunter ins naechste Tal, wo der naechste Steile Aufstieg wartete.
Dahinziehende Schafhirte wurden nach dem Weg gefragt - die Schottrige Piste rang dem Moped fiel ab - und uns. Oft rutschten wir aus, knallten mit dem Teil in den Sand, fluchten, fuhren weiter, warteten, wenn der Kessel zu heiss wurde und die Maschine abkuehlen musste.
Irgendwann kamen wir an ein Tor, ich stieg ab und er brauste winkend davon. Ab hier gings zu fuss weiter. Dies war der Eingang zum Yolyn Am Tal, einer tiefen Einkerbung in das Gurvansaikhan Gebirge. An einem verlassenem Info Ger vorbei, gings rein die Berge, dem schlaengelndem Talpfad folgend. Der Weg schien endlos und bevor die Daemmerung anbrach, begann ich den Anstieg eines mir geeigneten Berges. Etwa 3 Stunden spaeter, hatte ich das gesamte Gurvansaikhan Panorama vor Augen, mit Sicht bis zu den weitentfernten Sandduenen Gurvan Saikhan's. Die riesigen Lammergeier kreisten ueber mir, die diesem Tal seinen Namen gaben und weit entfernt erspaete ich einige hoppelnde Steinboecke. Jeden Augenblick erwartete ich hinter dem Naechsten Felsen einem Baeren in die Pranken zu laufen. Ein paar meter unterhalb des Gipfels, im Windschatten der Bergflanke schlug ich mein Lager auf und ass die letzten Sonnenstrahlen der untergehenden roten Scheibe.
Am naechsten Morgen blieb ich noch eine Weile auf der Bergspitze und inspizierte den windigen Wohnort der Geier. Im Sand lagen verstreut die vielen Ueberreste taeglichen Mahlzeiten, winzige Skelette von Maeusen und anderen Kriechern. Ich errichtete einen Maeusefriedhof, den Nagern zu Ehren, vielleicht liessen sich ja die Geier dadurch inspirieren...
Die Nacht auf dem Berg schien mich mit Energien neu belebt zu haben und froehlich huepfend ging es wieder abwaerts.
Als ich am Eingang zurueckkehrte war nun das kleine Info Ger besetzt - ich wurde vom Parkwaerter hereingebeten und sogar gebeten, die Parkgebuehr zu bezahlen. Kurz darauf besann man sich aber doch anders und statt Gebuehren gab es Tee.
Das danebenliegende Naturpark Museum besuchte ich auch. Eine nette Mongolin Fuehrte mich durch die Zimmer und erklaerte mir die Namen der staubigen, ausgestopften Tiere. Baeren gaebe es hier schon lange nicht mehr, dafuer aber jede menge Woelfe und es sei pures Glueck, dass ich die Nacht auf dem Berg so gut ueberstanden haette.
Draussen setzten wir uns vor das Ger und plauderten, waerend ich auf eine Mitfahrgelegenheit wartete.
Ein Jeep nahm mich mit, zurueck nach Dalandzadgad. Ich hatte es also nicht bis in die Sandduenen geschafft. Trampen war hier zu schwierig, aber wer weiss, ob ich nicht irgendwann einen neuen Versuch starte..