Thursday, September 03, 2009

Monday, August 31, 2009

Von Phu Quoc bis Lao Cai

Am Ende hieß es wieder Abschied nehmen von den Mönchen, den Kindern, den Mitarbeitern im Camp und meine Reise allein ging weiter. Und so feierte ich auch gleich meine wiedergewonnene Freiheit mit einer Nacht Im Stadtpark Saigons, schlummerte ein auf den Stühlen einer Open-Air-Bühne anlässlich einer Staatsfeier und wurde früh morgens dann auch von der Polizei geweckt. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, schlich ich mich davon, um meinen Bus Richtung Südküste zu erwischen. Dort angekommen ging ich an Bord einer kleinen Fähre die mich endlich zur tropischen Paradies-Insel Phu Quoc bringen sollte.
Mein Plan war, das knapp 2000 Kilometer Lange Vietnam von unten bis oben zu durchqueren, und hier auf einer der südlichsten Inseln Vietnams sollte meine Route beginnen.

Ich war wieder allein. Statt mit 30 Leuten mir ein kleines Häuschen teilen zu müssen, wie es in Saigon der Fall war, lagen mir nun die vielen Wälder, Wiesen und Strände dieser kleinen Schneidezahnförmigen Insel als Nachtlager zur verfügung. Außerdem galt es, die vielen Hügel und Berge, Sümpfe und Mangrovenhaine Phu Quocs zu erkunden, das zu traurigeren Zeiten noch mit grausigen Kriegsgefängnissen und Armeebasen besetzt war, wovon heute nur noch zwischen den Palmendickichten aufblitzende verrostete Schilder und Zäune von zeugen können.

Ich lieh mir für ein paar Tage das Moped eines Taxifahrers, und begann meine mehrtägige Umrundung der Insel, die sich als waghalsiger herausstellen sollte, als gedacht.
Ein großer Teil der Sandstraßen im Norden waren durch die Regenzeit im Schlamm versunken, bildeten kleine Schluchten über die nur improvisierte 1-baumstammbreite holzbrücken führten.
Oft genug, wenn wieder mal mein kleines Moped im Schlamm versunken war und meine Kräfte zur Neige gingen, spielte ich mit dem Gedanken, aufzugeben. Dass ich dort zum allerersten mal in meinem Leben auf ein Moped stieg und es stockfinstere Nacht war, machte die Sache nicht gerade leichter.
Irgendwann gelang es mir dann doch mein erstes Nachtlager zu finden, ein schöner Strandabschnitt getrennt von der kleinen Schlammstraße durch einen dichten Palmenwald.
Im Schein des Mondes spannte ich meine Hängematte zwischen zwei Kokospalmen, versteckte mein Moped im Dickicht und lauschte der Meereströmung.
Viel Schlaf wurde mir nicht gegönnt. Nach einem kurzem Schlummer weckte mich immer stärker werdender Regen. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Hängematte etwas enger um mich zu wickeln und auf die Morgendämmerung abzuwarten. Ich war nicht allein. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten , beobachtete ich leise anlegende Boote, Silouetten von kleinen Gestalten die austiegen und im Schein des Mondes, mit den Füßen bis zu den Schenkeln im Wasser watend nach Muscheln suchten ohne mich zu bemerken.

Der Morgen kam und meine Inselumrundung per schlammbedecktem Moped ging weiter. Ich durchfuhr kleine Fischerdörfer, in denen ich mich mit Leckereien und mein Moped mit Benzin auftankte, was jedesmal zu einem kleinem durch Interesse gelockten Menschenauflauf und netten Unterhaltungen führte.
Tagsüber nutzte ich das gute Wetter, um meine Sachen in der prallen Sonne zu trocknen, im Meer zu baden und an versteckten Stränden kleine Hütten aus Bambusstäben zu bauen, die den regnerischen Nächten standhalten sollten, letzten Endes mich aber doch durchnässt und durchgefroren aufwachen ließen. Kokosnüsse waren mein Hauptnahrungsmittel.

Doch irgendwann kam die Zeit, mich von meinem Moped zu trennen, das kleine Paradies zu verlassen und wieder ans Festland zurückzukehren. Es folgte eine Lange Reise durch das schöne aber leider etwas zu touristenfixierte Vietnam und seine historischen Städte. In Hanoi angekommen genoss ich zusammen mit Hung, den ich in Korea kennengelernt hatte, das junge und "hippe" Hanoi, wo ich nun auch zum erstenmal meine neu angeeigneten Mopedfahrerfähigkeiten im Trubel einer asiatischen Großstadt ausprobieren durfte - Nicht zu empfehlen!
Mein Hanoiaufenthalt verlängerte sich wegen Visa-Angelegenheiten um eine weitere Woche, dann stieg ich in den Zug, der mich in die Berge Nordvietnams und zur Grenze des letzten Landes dieser Reise bringen sollte - China.