Monday, September 06, 2010

Tsetserleg - Zentralmongolei

Nach der Wueste im Sueden, wollte ich auch vom weiter noerdlich gelegenem Hinterland der Mongolei einen Einblick bekommen.
Zurueck in Ulan Baator, besorgte ich mir neue (alte) Schuhe und ein Ticket bis nach Tsetserleg, einer ehemaligen bhuddistischen Tempelstadt.
Im Ort angekommen, stattete ich mich mit Brot, Wurst und Kaese fuer etwa 3 Tage aus. Dann gings ab in den Wald. Ich hatte vor, zunaechst in noerdliche Richtung die Stadt zu verlassen. Dann mich oestlich durch den Wald zu schlagen, um von dort wieder in suedliche Richtung zum Fluss zu gelangen, der mich dann nach etwa 3 Tagen in westliche Richtung zurueck zur Stadt bringen sollte.
Der Plan ging komplett schief, aber die Tour wurde trotzdem schoen. Nach dem ersten Tag Laufen durch die noerdlichen Waelder, wurde mir klar, dass es unmoeglich war, ohne enormen Zeitaufwand sich oestlich ueber die dicht bewaldeten Gebirge zu schlagen.

Auf einem kleinem felsigen Bergkamm schlug ich mein Lager auf, die Daemmerung brach ein und mit ihr begann das Wolfsgeheul.
Es schien allmaelig naeher zu kommen und ich hielt es fuer klug, ein kleines Feuer neben meinem Schlafplatz zu entfachen, nicht ohne eine knueppellangen Holzschaft mit der Spitze hineinzulegen, der mir gegebenfalls als Fackel dienen koennte. Doch die Woelfe schienen kein Interesse an meiner Felsburg zu haben.

Am naechsten morgen schlug ich mich zurueck in das Dorf, nun mit dem Plan direkt zum suedlichen Fluss zu gelangen und von dort flussabwaerts so lange zu Wandern, bis mir die Lust verging. Als ich den Fluss erreichte, war die Sonne schon wieder dabei vertikal abzuhauen. Ich erklamm einen Bergkamm suedlich des Flusses von wo ich auf eine unendlich weite Talebene hinuntersah, in der sich ein paar hunderte Meter entfernt das schoenste abgeschottete Ger Dorf versteckte, dass ich je zu Gesicht bekommen hatte.
Ich blieb auf dem Berg um dort zu naechtigen, doch bevor ich einschlief, sollte noch etwas aussergewoehnliches passieren.

(...)

















Thursday, September 02, 2010

Wueste Gobi

Updated*

Es galt nun, mehr von diesem in alle Himmelsrichtungen sich weit ausstreckenden Land zu sehen. Mehr als vielleicht nötig hatte ich von der Hauptstadt bereits gesehen, sie nachts und tags über durchlaufen, endlose Schleifen gedreht auf staubigen Bürgersteigen, mit Schuhhändlern auf Straßenmärkten gefeilscht, die Berger im Rücken.
Mein Plan war, irgendeinen Bus Richtung Süden zu erwischen und von dort so dicht wie möglich, michden Sanddünen der Gobiwüste zu nähern. Erde, Wasser, Luft - wie schmeckt und riecht die Wüste. Es sollte meine erste sein, in die ich je gegangen bin.

Am Tag vor meinem Aufbruch ging ich noch einmal auf den Black Market Ulaan Baators. Im Getümmel und Geschrei der Händler und Käufer, Diebe und Feilscher tanzte ich mich hindurch zu einem Plastikplanenverkäufer, zahlte für ein paar meter Plane, die ich später in meinem Dormitoryzimmer für einen Biwaksack zurechtschneidern würde und drängte mich wieder zurück, vorbei an sich prügelnden Horden, gezückter Messer, ein Mann mit aufgeschlitzter Kehle, noch unter Schock ruhig grinsend herumstehend, Polizei und mehr Gedrängel - willkommen zum Schwarzmarkt von Ulaan Baator.

Um sieben morgens mir die neugekauften und um viele Nummern zu kleinen Chinaware Converse angeschnürrt und aus dem Hostel gespurtet. Ein Stadtbus sollte mich zum Busbahnhof östlich der Stadt bringen. Wo aussteigen? auch der Busfahrer konnte nicht weiterhelfen. Also irgendwo ausgestiegen, zu Fuss weiter, endlich am Bahnhof angelangt. In fünf Minuten sollte mein Bus gehen, aber welcher? Durchgefragt und endlich gefunden, erstmal ohne Ticket rein, gezahlt wird auf der Fahrt.
Ein kleiner, Uraltbus mit mit extraharten PP-Schalensitzen hatte es sich zu Herzen genommen, mir diese 13 Stunden Fahrt besonders angenehm zu machen.
Es ging raus aus der Stadt, auf der Südstraße Richtung China, kaum 20 minuten später wurde Asphalt mit herrlich goldigen Staubstraßen getauscht, die dann bald in duzende Fahrrillen im Sand übergingen, gestreut auf einer Breite von mehreren hunderten Metern, sich durch die weiten Steppen schlängelnd wie ausgedörrte Flussbette. Was auf Landkarten noch wie eine ehrlich gemeinte, als Straße zu bezeichnende Nord-Süd-Route des Landes aussah, entpuppte sich als nicht viel mehr als ein par Spuren im hügeligen Sand, die einem die komplette Fahrzeit über unermüdlich durchschütteln vermochten; Schreie aus der letzten Sitzreihe bei jedem besonders tiefem Schlagloch. Warum? - ich sollte es noch auf der Rückfahrt erfahren.

Während der Fahrt erhob sich der Busfahrer weckte seinen Nachbarn und setzte sich zu den anderen Fahrgästen in die Mitte, laut zu aller Belustigung Witze erzählend, während der Bus Fahrerlos geradewegs weiterpreschte, bis der Co-Fahrer aus seinem Schlaf erwachte und sich ans Steuer setzte.

Die kühle Nacht rückte näher, erst wurde alles rot, dann tiefblau, dann schwarz, bis nach knapp 14 Stunden wir uns ein paar Lichtern in der weiten Ebene näherten.
Ankunft Dalandzadgad, der winzigen Hauptstadt Gobi's. Im tiefen Schwarz der Nacht, lief ich von rotem Hotelneonlicht zu Neonlicht, bis ich zweimal durch den gesamten Ort gelaufen war, verließ letztendlich die Stadt erneut und schlug mein Lager ein paar Kilometer entfernt in der Steppe auf.

Ich erwachte im staubigem Sand der Steppe, packte meine Sachen und ging zurück zur Stadt.
Den Vormittag und Mittag verbrachte ich damit, eine Mitfahrgelegenheit auf dem Marktplatz zu erwischen, von wo alle 'Mashinos' (ausgediente Sovietversorgungsbusse) in umliegende Gebiete fuhren, aber keiner in die Richtung, in die ich wollte.
Ein wenig Wasser und Brot eingekauft, ging ich zu Fuß los, verließ die Stadt im Südosten, darauf hoffend, von jemanden Richtung Bayandalai über die Berge mitgenommen zu werden, um dann weiter in die Dünen von Gurvan Saikhan zu gelangen...

*
Keine Stunde war ich gelaufen und schon tuckerte ein motorad auf mich zu und hielt neben mir an. fuer ein wenig spritgeld wuerde er mich in die berge mitnehmen, aber erst muessten wir zurueck in die stadt - tanken. Er lud mich bei sich zu hause ab und dueste weiter zur naechsten Tankstelle. ein kleiner eingezaeunter Hof mit einem Ger und einer kleinen geziegeltem Huette.
Salzigen Tee schluerfend und mit dem vielleicht 3 Jahre alten aber dafuer baerenstarken Sohn tobend wartete ich.

Er kam zurueck und es ging in die Berge. bald verliessen wir die Schotterstrasse und fuhren querbeet ueber steinige Huegel Richtung Gebirge. Aus den Huegeln wurden Bergfalten und wir fingen an, die Maschine mehr zu schieben als zu fahren. Eine Falte erklommen, setzten wir uns wieder drauf und schossen hinunter ins naechste Tal, wo der naechste Steile Aufstieg wartete.
Dahinziehende Schafhirte wurden nach dem Weg gefragt - die Schottrige Piste rang dem Moped fiel ab - und uns. Oft rutschten wir aus, knallten mit dem Teil in den Sand, fluchten, fuhren weiter, warteten, wenn der Kessel zu heiss wurde und die Maschine abkuehlen musste.

Irgendwann kamen wir an ein Tor, ich stieg ab und er brauste winkend davon. Ab hier gings zu fuss weiter. Dies war der Eingang zum Yolyn Am Tal, einer tiefen Einkerbung in das Gurvansaikhan Gebirge. An einem verlassenem Info Ger vorbei, gings rein die Berge, dem schlaengelndem Talpfad folgend. Der Weg schien endlos und bevor die Daemmerung anbrach, begann ich den Anstieg eines mir geeigneten Berges. Etwa 3 Stunden spaeter, hatte ich das gesamte Gurvansaikhan Panorama vor Augen, mit Sicht bis zu den weitentfernten Sandduenen Gurvan Saikhan's. Die riesigen Lammergeier kreisten ueber mir, die diesem Tal seinen Namen gaben und weit entfernt erspaete ich einige hoppelnde Steinboecke. Jeden Augenblick erwartete ich hinter dem Naechsten Felsen einem Baeren in die Pranken zu laufen. Ein paar meter unterhalb des Gipfels, im Windschatten der Bergflanke schlug ich mein Lager auf und ass die letzten Sonnenstrahlen der untergehenden roten Scheibe.

Am naechsten Morgen blieb ich noch eine Weile auf der Bergspitze und inspizierte den windigen Wohnort der Geier. Im Sand lagen verstreut die vielen Ueberreste taeglichen Mahlzeiten, winzige Skelette von Maeusen und anderen Kriechern. Ich errichtete einen Maeusefriedhof, den Nagern zu Ehren, vielleicht liessen sich ja die Geier dadurch inspirieren...

Die Nacht auf dem Berg schien mich mit Energien neu belebt zu haben und froehlich huepfend ging es wieder abwaerts.
Als ich am Eingang zurueckkehrte war nun das kleine Info Ger besetzt - ich wurde vom Parkwaerter hereingebeten und sogar gebeten, die Parkgebuehr zu bezahlen. Kurz darauf besann man sich aber doch anders und statt Gebuehren gab es Tee.
Das danebenliegende Naturpark Museum besuchte ich auch. Eine nette Mongolin Fuehrte mich durch die Zimmer und erklaerte mir die Namen der staubigen, ausgestopften Tiere. Baeren gaebe es hier schon lange nicht mehr, dafuer aber jede menge Woelfe und es sei pures Glueck, dass ich die Nacht auf dem Berg so gut ueberstanden haette.
Draussen setzten wir uns vor das Ger und plauderten, waerend ich auf eine Mitfahrgelegenheit wartete.
Ein Jeep nahm mich mit, zurueck nach Dalandzadgad. Ich hatte es also nicht bis in die Sandduenen geschafft. Trampen war hier zu schwierig, aber wer weiss, ob ich nicht irgendwann einen neuen Versuch starte..










Wednesday, August 18, 2010

Ulaan Baatar, Buhug River Workcamp




































Als ich geweckt wurde, schlirfte unser Zug gerade durch die Vorstadt Ulaan Baatars.
Stadtbild: Randviertel Kathmandu's nur sovietischer, mit grossen, unnuetzen Industriestahl-Kollosen, Saurierskeletten aus der Gobiwueste gleichend, vor sich hinrostend, wie vergessene Riesengiesskannen auf Friedhoefen. Daneben Ger's in ranzigen Holzzaunparzellen, die neben dem Industriepark eher wie Chemitanks wirkten, als traditionelle, mongolische Nomadenzelte.
Noch vor sechs Uhr morgens stieg ich aus dem Zug, neun Tage nach Reisebeginn in Moskau.

Das Workcamp sollte erst am naechsten Tag beginnen, also streifte ich ziellos durch die noch menschenleeren Strassen dieser seltsamen Mischung aus asiatischer Grossstadtmetropole und Riesen-Ger-Slum. Gigantische Glaspalaeste und Megaeinkaufszentren suhlen sich im Sand unfertiger Gehwege und Strassenzuege voller Tierknochen. Das Konsum-MarsInvader Ufo ist auch hier gelandet, und assimilierte jeden Buerger zum hemmungslosen Shoppingborg.
Unbewusst strandete ich am Eingang des tibetischen Klosters der Stadt, Im Tempelpark doesend liess ich es langsam Mittag werden, suchte mir ein Zimmer und wartete auf den Beginn des Workcamps.
Es follgten zwei Wochen Arbeit in herrlicher mongolischer Countryside, einer Landschaft, die uns umgab wie ein Kessel warmer Milch mit Honig. Karotten und Weisskohl rupfend, liessen wir uns von der Sonne roesten und vom Eiswasser des 100m Tiefbrunnens wieder erfrischen. Es gab nichts, ausser unsere Gers zum schlafen, unkrautbedeckte Gemuesefelder, unendlich weite Steppenhuegel, Sonnenaufgaenge, die sternenklaren Naechten folgten, mit Monden, groesser und weisser als italienische Spaghettiteller. Hier und dort blutete ein kopfueberhaengendes Schaf im Schatten eines Holzdaches aus, messerschaerfende Hirten mit roten Wangen sassen vor ihren Zelten und warteten darauf, mit dem Gerben der Faelle zu beginnen.

Energiegetankt kehrten wir in die staubige Hauptstadt zurueck. Hier nahm ich Abschied von ein paar sehr Lieb gewonnenen Menschen, wer weiss, wann man sich im Apfelstrudel der Zeit wieder ueber den Weg laufen wird.