Thursday, March 12, 2009

Istanbul


















Istanbul. Pah, wie langweilig, das ist ja noch kaum Asien. In 2 Stunden ist man hingeflogen, trinkt auf Sitzsäcken herumlummernd seinen Apfeltee und meint seinen Touri raushängen lassen zu können.

Nein, keine Sorge, weshalb dieser Ausflug nach Kleinasien eben doch Anspruch auf Einzug in diesen Reiseblock erheben kann, liegt daran, dass ich diesen Trip bis nach Asien auf ehrlicher Weise ohne Flugzeug bewältigt habe.

Es fing an mit einem Besuch in Mannheim zum Stammtisch der ehemaligen Japan-Zivis, der wie immer chaotisch und mit schweren Katern enden musste. War natürlich trotzdem lustig. Bis nach Mannheim Trampte ich. Von der S-Bahn Station Nikolaisee führt ein kleiner Weg direkt zu einer Autobahntankstelle an der Avus. Ein paar Tankende gefragt und irgendwann saß ich in einem Audi nach Frankfurt a.M..

Das ging besser als ich dachte. Also warum dann nicht mal ein wenig weiter probieren, immer mit einem kleinem Kopfnicken richtung Osten... Asien?
Am Sonntag ging es dann wie gesagt schwer verkatert los. Das Schwierige beim Trampen ist vor allem, aus der Stadt auf die Autobahn zu gelangen. hat man erst mal eine Autobahnraststätte auf der richtigen Fahrtrichtung erwischt, geht der rest fast von alleine. Aber eben dieser Schritt wollte nicht so ganz funktionieren und so stand ich volle 2 Stunden an einer Tanke in Mannheim und kam nicht raus.
Irgendwie und irgendwann gelang es mir dann bis nach Heilbronn zu gelangen. Es war bereits Abend und ich hatte gute 40 km an einem Tag zurücklegen können. Klasse, nur noch knapp 2200 km bis zum Ziel. Ich entschloss mich zu anderen Strategien zu greifen und begab mich zu den Lkw-Parkplätzen um dort den schlummernden Truckern einen Besuch zu abzustatten
Und es geling. Noch am selben Abend konnte ich einen Anfangs mürrischen, dann aber einwilligenden Rumänischen Trucker dazu umstimmen, mich mitzunehmen. Nur knappe 3 Stunden später gegen halb 1 Uhr nachts kamen wir an die Deutsch-Österreichische Grenze.
Er musste in die Stadt rein und ließ mich an einem Rasthof ab. Wunderbar. Ist garnicht so schwer, also auf, zum Weckkommando der Trucker.

Von wegen. Lange Zeit harrte ich auf diesem Rasthof in Österreich aus. Niemand wollte mich mitnehmen. Keine Trucker und erst recht keine Urlauber, mit ihren mit Ski-Ausrüstungen vollbepackten Autos. Es regnete und die fiese Frau vom Rasthofrestaurant scheuchte mich doch immer wieder nach draußen, wenn ich nicht eine von ihren fetten Semmeln kaufen wolle.
Um 5 Uhr morgens erhielt ich dann endlich von einem Serbischen Trucker ein "no problem" zurück, der über Wien, Budapest und dann weiter nach Serbien reinwollte, was ursprünglich nicht meine eigentliche Route war, ich wollte über Zagreb fahren, aber das war mir in dem Augenblick dann auch egal.

Ich sprang in seinen Truck und der Motor sprang an, allerdings nicht für lange Zeit.
als wir losfahren wollten, kam sein Kollege, ein anderer Trucker, die beiden waren mit zwei Lkw's unterwegs. Ich erkannte ihn. Den Typen hatte ich 5 minuten vorher schon gefragt, und der hatte hart abgeblockt. Und nun begann dieser Mann auf seinen Kollegen einzureden, mich nicht mitzunehmen, weil das nur Probleme bereiten würde. Die beiden stritten sich eine ganze Weile und ich weiß nicht warum, aber mein Fahrer hielt die ganze Zeit für mich Partei und ließ sich auch nicht überreden - zum Glück für mich, der sich schon wieder kurz davor sah, in der Raststätte umherzuschleichen, um nicht von der fiesen Restaurantfrau gesehen zu werden und wieder in den Regen zu müssen.
Doch mein neuer serbischer Freund hielt zu mir und so fuhren wir kurze Zeit darauf los, in diesen uralten, Irischen Trucks, beladen mit Neuwagen von wer weiß woher.

Endlich wieder auf der Autobahn. nun schon knapp 20 Stunden unterwegs, doch an schlaf war immer noch nicht zu denken. Es war wohl eine Vorsichtsmaßnahme für die Trucker um nicht einzuschlafen, oder vielleicht auch nur eine Fehlfunktion der Elektronik. Jedenfalls erschallte in der Fahrerkabine des Trucks, sobald der Motor angelassen wurde ein Ohrenbetaubender Piebton im hässlich schnellem Intervall, der jede Idee an Schlaf im Keim erstickte. Egal, alles besser, als auf dieser österreichischen Raststätte weiter steckenbleiben zu müssen. Und so ratterten wir über die Alpen, vorbei an Wien, um dann gegen Mittag des nächsten Tages an der ungarrischen Grenze anzukommen.

An der letzten Raststätte vor der Grenze machten wir noch einmal Pause. Wieder kam der Kollege aus seinem Truck zu uns rüber und stänkerte herum. Jetzt schien es ernst zu werden, auch mein Truckerfreund wurde langsam nervös. Und so schmiedeten wir beide einen Plan, was zu tun sei, falls wir von der Polizei angehalten werden würden. Namen wurden ausgedacht, und Freunde von Bekannten als Alibi erfunden. Niemals hätte uns das jemand abgekauft, aber um ihn zu beruhigen - ich wollte besser nicht wissen, warum die beiden so sehr auf einen Zusammenstoß mit der Polizei aus den Weg gehen wollten - half ich beim Pläneschmieden mit, und nach einem kleinem serbischen Wurstfrühstück ging es dann weiter Richtung Grenze.

Alles verlief problemlos und bei einer Raststätte bei Budapest sagten wir uns lebewohl. Ich hatte mich bereits entschlossen, ab nun mit dem Zug weiterzureisen. Irgenwie hatten mich diese schlaflosen Fahrten der letzten Tage geschlaucht und nochmal eine Nacht auf einer Raststätte zu verbringen, ohne mitgenommen zu werden, war das letzte was ich wollte.
Was ich nun herausfinden sollte, war, dass es genausoschwierig ist, von einer Autobahn in die Stadt zu gelangen, wie von der Stadt auf die Autobahn.

erst dachte ich an laufen, blickte auf eine Landkarte, die an der Fensterscheibe der Tankstelle hing, und schlug mir das sofort wieder aus den Kopf. Bis zur Innenstadt waren es noch gute 15 km.

Also wieder warten und versuchen, irgendwie per Anhalter reinzugelangen.
Zwei deutsche Speditionsleute im Dienst Richtung Serbien nahmen mich mit, nach langem Rumgebettel. "Wir fahn aber nur nach Nawi [Navigationssystem], wa.". Und so fuhren wir keineswegs in die Stadt herein sondern nur außen herum. Auf die Frage, ob sie mich nicht doch ein Stück weit in die Stadt fahren können, kam die selbe Antwort. Und so ließ ich mich ein paar kilometer weiter wieder rauslassen, kein Stück weiter rein in der Stadt. So wurde das nichts.
Nach langem rumgefrage, enschließ ich mich dann doch, irgendwie auf eigenem Wege in die Stadt zu gelangen, und begab mich auf die Suche nach einem Busbahnhof in der weiten vorstadtlandschaft Budapests.

Und Tatsächlich, ich fand einen. Das Problem war nur, ich hatte keinen Cent Ungarrischer Währung in der Tasche. Wie also mit dem Bus fahren?
Und so dauerte es noch den halben Tag, bis ich nach kleinen Busfahrtspenden von Budapester Studenten, langem rumgesuche nach U-bahnenstationen und Geldautomaten, endlich in der Stadt angelangt war. Und die Fotos weiter unten beweisen, dass sich dieser Aufwand gelohnt hat.
Ein Zugticket über Belgrad in der Nacht brachte mich nach langen und häufigen Passkontrollen nach Sofia, von wo es weiter wieder in der Nacht endlich Nach Istanbul ging.

Es geht eben auch ohne Flugzeug.

Monday, March 09, 2009