Monday, August 31, 2009

Von Phu Quoc bis Lao Cai

Am Ende hieß es wieder Abschied nehmen von den Mönchen, den Kindern, den Mitarbeitern im Camp und meine Reise allein ging weiter. Und so feierte ich auch gleich meine wiedergewonnene Freiheit mit einer Nacht Im Stadtpark Saigons, schlummerte ein auf den Stühlen einer Open-Air-Bühne anlässlich einer Staatsfeier und wurde früh morgens dann auch von der Polizei geweckt. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, schlich ich mich davon, um meinen Bus Richtung Südküste zu erwischen. Dort angekommen ging ich an Bord einer kleinen Fähre die mich endlich zur tropischen Paradies-Insel Phu Quoc bringen sollte.
Mein Plan war, das knapp 2000 Kilometer Lange Vietnam von unten bis oben zu durchqueren, und hier auf einer der südlichsten Inseln Vietnams sollte meine Route beginnen.

Ich war wieder allein. Statt mit 30 Leuten mir ein kleines Häuschen teilen zu müssen, wie es in Saigon der Fall war, lagen mir nun die vielen Wälder, Wiesen und Strände dieser kleinen Schneidezahnförmigen Insel als Nachtlager zur verfügung. Außerdem galt es, die vielen Hügel und Berge, Sümpfe und Mangrovenhaine Phu Quocs zu erkunden, das zu traurigeren Zeiten noch mit grausigen Kriegsgefängnissen und Armeebasen besetzt war, wovon heute nur noch zwischen den Palmendickichten aufblitzende verrostete Schilder und Zäune von zeugen können.

Ich lieh mir für ein paar Tage das Moped eines Taxifahrers, und begann meine mehrtägige Umrundung der Insel, die sich als waghalsiger herausstellen sollte, als gedacht.
Ein großer Teil der Sandstraßen im Norden waren durch die Regenzeit im Schlamm versunken, bildeten kleine Schluchten über die nur improvisierte 1-baumstammbreite holzbrücken führten.
Oft genug, wenn wieder mal mein kleines Moped im Schlamm versunken war und meine Kräfte zur Neige gingen, spielte ich mit dem Gedanken, aufzugeben. Dass ich dort zum allerersten mal in meinem Leben auf ein Moped stieg und es stockfinstere Nacht war, machte die Sache nicht gerade leichter.
Irgendwann gelang es mir dann doch mein erstes Nachtlager zu finden, ein schöner Strandabschnitt getrennt von der kleinen Schlammstraße durch einen dichten Palmenwald.
Im Schein des Mondes spannte ich meine Hängematte zwischen zwei Kokospalmen, versteckte mein Moped im Dickicht und lauschte der Meereströmung.
Viel Schlaf wurde mir nicht gegönnt. Nach einem kurzem Schlummer weckte mich immer stärker werdender Regen. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Hängematte etwas enger um mich zu wickeln und auf die Morgendämmerung abzuwarten. Ich war nicht allein. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten , beobachtete ich leise anlegende Boote, Silouetten von kleinen Gestalten die austiegen und im Schein des Mondes, mit den Füßen bis zu den Schenkeln im Wasser watend nach Muscheln suchten ohne mich zu bemerken.

Der Morgen kam und meine Inselumrundung per schlammbedecktem Moped ging weiter. Ich durchfuhr kleine Fischerdörfer, in denen ich mich mit Leckereien und mein Moped mit Benzin auftankte, was jedesmal zu einem kleinem durch Interesse gelockten Menschenauflauf und netten Unterhaltungen führte.
Tagsüber nutzte ich das gute Wetter, um meine Sachen in der prallen Sonne zu trocknen, im Meer zu baden und an versteckten Stränden kleine Hütten aus Bambusstäben zu bauen, die den regnerischen Nächten standhalten sollten, letzten Endes mich aber doch durchnässt und durchgefroren aufwachen ließen. Kokosnüsse waren mein Hauptnahrungsmittel.

Doch irgendwann kam die Zeit, mich von meinem Moped zu trennen, das kleine Paradies zu verlassen und wieder ans Festland zurückzukehren. Es folgte eine Lange Reise durch das schöne aber leider etwas zu touristenfixierte Vietnam und seine historischen Städte. In Hanoi angekommen genoss ich zusammen mit Hung, den ich in Korea kennengelernt hatte, das junge und "hippe" Hanoi, wo ich nun auch zum erstenmal meine neu angeeigneten Mopedfahrerfähigkeiten im Trubel einer asiatischen Großstadt ausprobieren durfte - Nicht zu empfehlen!
Mein Hanoiaufenthalt verlängerte sich wegen Visa-Angelegenheiten um eine weitere Woche, dann stieg ich in den Zug, der mich in die Berge Nordvietnams und zur Grenze des letzten Landes dieser Reise bringen sollte - China.


















Monday, August 17, 2009

Chua La, Leaf Pagoda

Ein längerer Aufenthalt im Süden Vietnams erbrachte mir ein Workcamp in der Leaf Pagoda am Stadtrand Saigons. Ein täglicher Wechsel zwischen der unendlich lauten und von Mopedmotoren schnaubenden Großstadt und der friedlichen Tempelinsel im Dickicht der grünen Palmenblätter.





























Thursday, August 13, 2009

Auf dem Weg zu Vietnams schwimmenden Maerkten

Nach ein paar faulen Strandtagen an der Suedkueste, ueberkam mich die Lust nach neuen Komplikationen, mir fehlten die unendlichen Hindernisse, Nervigkeiten und Probleme, die normalerweise das Reisen mit sich bringen und entschied mich, einen kleinen, kaum benutzten Grenzuebergang fuer die Einreise nach Vietnam zu waehlen, wo oeffentliche Verkehrsmittel rar, Reisebusse unauffindbar sind. Und ich bekam, was ich suchte.

Um zum Grenzuebergang zu kommen, musste ich ueber drei Staedte fahren, da es keine Sammeltaxis gab, die direkt zur Grenze fuhren. Nachdem ich also ein Taxi in die richtige Richtung gefunden hatte, galt es zu warten, bis dieses voll wurde. sehr voll. zu siebend ging es im kleinem Toyota nach Kampot, dort fand ich schnell einen Minibus der mich weiterbringen sollte. Ein anderer Mofafahrer, der noch auf mich eingedraengt hatte, mit ihm zu fahren, rief mir nur noch beim einsteigen ein "good luck" hinterher. Etwas spaeter, wurde mir klar, was er damit meinte.

Dass in Asien Busse, Minibusse und taxis, niemals halbvoll, auch nicht voll, sondern nur brechend voll sich auf dem Weg machen, ist allgemein bekannt. Aber was dieser Busfahrer veranstaltete, ueberstieg jede Grenze der Gedult. Da auch nach einer halben Stunde Warten der Bus am Bahnhof immer noch nicht komplett voll war, entschied sich der Fahrer fuer die seiner Meinung nach einzig plausible Loesung: Dauerhupend durch die komplette Stadt zu fahren und jeden Passanten einzelnd anzubruellen, ob er nicht bei ihm in seinem schoenen, auseinanderfallen zu drohenden Uraltbus mitfahren wolle. Jedes mal, wenn alle Strassen abgefahren waren, hielt er an, stieg aus, und machte irgendwelche Besorgungen, schwatzte mit Freunden und ass unreife Bananen, nur um dann irgendwann wieder einzusteigen und alle Strassen von vorne abzufahren - hupend natuerlich, und die selben Leute fragend, ob sie nicht doch mitkommen wollen; vielleicht haben sie sich ja umentschieden... Einmal, etwa nach einer Stunde und noch immer im selben Oertchen, hielt es eine Mutter nicht mehr laenger aus, nahm ihre vier Kinder und stieg aus den Bus, um anderenwegs und sicherlich schneller ans Ziel zu kommen. Der Fahrer, ihr noch hinterbruellend, konnte sie auch nicht mehr stoppen.

Irgendwann, spaet nach Mittag, war der Bus voll, wir fuhren los, allerdings nicht Richtung Ortsausgang, nein, auf den Markt. Der Busfahrer hatte eine Ladung Holzpfeiler bestellt, die in der hintersten Ecke in einem voll mit Teufelsrochen und anderem Fisch beladenen Laster verborgen waren, und die provisorisch aufs Dach verstaut wurden, nachdem endlich der Laster voll ausgeladen war. Drei Stunden spaeter, noch einmal fuhr der froehliche und stehts grinsende Busfahrer durch die Strassen, einer passt irgendwie immer noch rein, dann ging es endlich los.

Bloederweise nur nicht zu dem Ort, wo ich hinwollte. Der freundliche Busfahrer hatte mich angelogen, um mich in seinen Bus reinquetschen zu koennen, nur um mich dann auf halber Strecke auszustzen, in irgendeinem Kaff, um dann davon zu duesen. Eine etwa 10-jaehrige Obstverkauferin - der einzige Dorfbewohner mit Englischkenntnissen - beendete die Unruhen, die sich in kuerzester Zeit gebildet hatten und schaffte Verstaendnis zwischen mir und dem Rest des Dorfes, das sich kurzerhand um mich draengte, von mehreren Mofafahrern am Arm gepackt, mich auf ihr Mopet zerrend, um mit ihnen zu fahren, obwohl doch niemand verstand, wo ich ueberhaupt hinwollte.
Alle Unverstaendlichkeiten endlich geloest, sass ich kurz daurauf auf einem Mofa endlich wieder in die Richtung sausend, in die ich wollte, um erst kuehle, erfrischende Winde und wenig spaeter die geballte Kraft eines vollwertigen Monsumregens spueren zu duerfen, der jedes mal, wenn man meint, es koenne nicht mehr staerker werden, seine herunterfallenden Wassermassen zu verdoppeln verstand.

Ein paar aehnliche Fahrten spaeter, kurz vor Sonnenuntergang, stieg ich endlich mit klapprigen Beinen, die Hosentaschen und Schuhe zu Seen verwandelt, vom Mofa. Die Grenze war erreicht, die faulen Beachtage wieder gutgemacht und ein vor Leben pulsierendes Mekong Delta, mit schwimmenden Maerkten, Mangroveninseln und dauergrinsenden, ueberfreundlichen Menschen hies mich willkommen.
Xin chào
, Vietnam.