Wednesday, August 11, 2010

Transsib Moskau - Ulaan Baatar












Viel zu spaet wachte ich am naechsten Morgen auf, peilte ein paar Ubahnstationen an, tappte durch dunkle Untergrundpassagen, gallopierte durch lebhafte Strassen und fand letztendlich - mehr durch Zufall - den roten Platz vor mir. Kurze Kremelluft geschnuppert, dann ab zum Bahnhof, von dem mein Zug aus abfahren sollte.
Als ich ankam, war der Bahnsteig schon voll, das Gleis aber noch leer. Fuer unterwegs, kaufte ich mir ein Grillhaenchen in duennem Fladenbrot eingewickelt, Weintrauben und Brot. Dann fuhr der alte Herr aus Eisen ein, Tickets und Passport kontrolliert und rein in die gute Stube fuer die naechsten 5 Tage. Als erstes stach mir ein alter zinnerner Wasserkessel im Eingangsbereich ins Auge, welcher mir spaeter jeden Tag freundlich sein heisses Teewasser spendieren wuerde.
Meine vierer-Kabine teilte ich mir mit einer alten Vietnamesin, einer kleinen Russin und ihrem wortkargem Vater. Aus dem Fenster schauend oder lesend, liessen wir gemeinsam erlebnisarm die lange Fahrtzeit verstreichen. Unsere Kabine schien in einem Geschehnissvakuum zu stecken und so zog es mich oft auf die Gaenge und andere Waagons des Zuges - Szenen reinsten Trainblues's.
Wenn diebische Fahrgaeste heimlich Vodkaflaschen aus dem Rollwaagen zogen, waehrend die dicke Zugverkaeuferin in ihr Handy schrie, wenn andere Fahrgaeste die Kloschluessel klauten (bevor wir in einen Bahnhof einfuhren wurde jedes mal das Klo abgesperrt) und sich daraus Riesendramen mit viel Aerger und Pruegel vom weiblichen und unverzeilichen Zugpersonal ergaben, wenn der Franzose zwei Kabinen weiter seine zimmergenossen mit Blaehungen quaelte. Alles kam mir vor, wie ein einziger (5 Tage langer) Jim Jarmusch Film.

Nachts rollte der Zug durch die Waelder, sich in ein riesiges gluehendes Insekt verwandelnd, und entlockte den Gleisen die irresten Rythmen, indem es auf die verrosteten Schienen einhaemmerte, wie ein Jazzdrummer in Extase.

Unsere Wegnahrung erhielten wir von den vielen Verkaeuferinnen, die mit ihren selbstgeerntetem und selbstgebackenem Gemuese und Kuchen, Fischen und Beeren, Zigaretten und Eiscreme auf langen Bahnsteigen schon auf uns warteten.
Und langsam aber sicher veraenderte sich die an uns vorbeizischende Landschaft.. continued

1 comment:

Anonymous said...

Wunderbar, dass du wieder am block arbeitest. Eine super moskaustory!